Pflegeformen

Was sind Pflegekinder?

Von einem Pflegekind wird gesprochen, wenn ein Kind oder ein(e) Jugendliche(r), vorübergehend oder dauerhaft nicht bei den Herkunftseltern, sondern in einer anderen Familie (Pflegefamilie) lebt und betreut wird. Die Familie ist für die Sozialisierung eines Kindes in der Regel am besten geeignet. Dies gilt insbesondere für jüngere Kinder. Für diese ist eine längerfristige Fremdunterbringung in einer Jugendhilfeeinrichtung nicht geeignet, denn Emotionalität, Individualität und Geborgenheit können sie dort nur begrenzt erfahren. Vor allem für Kinder bis zum Alter der Vorpubertät ist die Pflegefamilie ein idealer Ort der Entwicklung und Persönlichkeitsentfaltung.

Pflegekinder sind gewöhnlich Kinder mit sehr schwierigen Vorerfahrungen, wodurch der Beziehungsaufbau zu den Pflegeeltern belastet und erschwert sein kann. Psychische Störungen und Entwicklungsverzögerungen sind bei Pflegekindern verbreitet. Häufig werden Pflegeeltern mit Verhaltensauffälligkeiten und Anforderungen im Umgang mit dem ihnen anvertrauten Kind und seinem Umfeld konfrontiert, denen sie sich ohne Unterstützung nicht gewachsen fühlen. Durch die Betreuung des Pflegekindes wird das Beziehungsnetzwerk der Pflegefamilie erweitert. Die Zusammenarbeit mit leiblichen Eltern, Jugendamt – Pflegekinderdienst (PKD) und allgemeiner sozialer Dienst (ASD) – und weiteren Institutionen (Schule, Kita, Ärzte und Therapeuten etc.) ist notwendig. Dabei kann es ohne Unterstützung schwierig sein, für alle Beteiligten zufrieden stellende Vereinbarungen zu treffen.

Die Familienerziehung kann durch keine andere Institution ersetzt werden.

Pflegeformen für Kinder und Jugendliche: Ein Überblick über Schutz und Unterstützung

Wenn Kinder und Jugendliche vorübergehend oder dauerhaft nicht in ihrer Herkunftsfamilie leben können, bietet das Hilfesystem der Kinder- und Jugendhilfe verschiedene Pflegeformen an. Diese Angebote sind darauf ausgelegt, jungen Menschen Schutz, Geborgenheit und die bestmöglichen Entwicklungschancen zu ermöglichen. Jede Pflegeform hat ihre spezifische Rolle und ist auf unterschiedliche Bedarfe zugeschnitten.

Bereitschaftspflege: Der schnelle Schutz in der Not

Manchmal ist schnelles Handeln gefragt, wenn das Wohl eines Kindes oder Jugendlichen akut in Gefahr ist. Hier kommt die Bereitschaftspflege ins Spiel. Sie ist ein sofortiges Schutzangebot, das Kindern in Krisensituationen einen sicheren Ort bietet – oft innerhalb weniger Stunden. Diese hochflexiblen Pflegefamilien sind darauf vorbereitet, Kinder kurzfristig aufzunehmen und ihnen erste Stabilität zu geben, während die weiteren Perspektiven geklärt werden.

Kurzzeitpflege: Eine geplante Pause für Familie und Kind

Anders als die akute Bereitschaftspflege dient die Kurzzeitpflege als geplante, temporäre Entlastung oder Überbrückung. Wenn Eltern beispielsweise durch Krankheit, Rehabilitation oder andere geplante Ereignisse vorübergehend nicht für ihr Kind sorgen können, bietet die Kurzzeitpflege eine sichere und professionelle Betreuung. Sie gibt Familien Zeit zum Durchatmen und ermöglicht dem Kind eine stabile Umgebung für einen begrenzten Zeitraum.

Dauerpflege: Ein neues Zuhause für ein ganzes Leben

Wenn eine Rückkehr in die Herkunftsfamilie ausgeschlossen ist und ein Kind oder Jugendlicher dauerhaft ein neues Zuhause benötigt, bietet die Dauerpflege eine lebenslange Perspektive. Hier wachsen die jungen Menschen in einer neuen Familie auf, finden Stabilität, Liebe und die notwendige Förderung für ihre Entwicklung bis ins Erwachsenenalter. Pflegeeltern in der Dauerpflege übernehmen die alltägliche Erziehung und Fürsorge und werden dabei eng vom Jugendamt begleitet.

Jede dieser Pflegeformen ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Hilfesystems und trägt dazu bei, Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebensphasen die nötige Unterstützung und ein sicheres Umfeld zu bieten.